LEICHTkultur.

Das Leichtbau-Gen trägt jeder Porsche in sich. Das gilt für den 550 Spyder, Urahn aller Porsche Rennfahrzeuge, genauso wie für den neuen Boxster. In beiden Fahrzeugen sorgt die in der Automobilbranche wegweisende Stahl-Aluminium-Mischbauweise für ungekannte Leichtigkeit.

Dr. Werner Tietz, Leiter der Aufbau-Entwicklung, im Porsche Museum in Stuttgart-Zuffenhausen (Foto)

PORSCHES LEICHTBAU-HISTORIE IN
MODERNEM AMBIENTE –

Dr. Werner Tietz, Leiter der Aufbau-
Entwicklung, im Porsche Museum in
Stuttgart-Zuffenhausen.

„Auch heute denken unsere Ingenieure bei jeder neuen Modellgeneration intensiv darüber nach, wie man überflüssige Pfunde einsparen kann.“

DR. WERNER TIETZ, LEITER DER AUFBAU-ENTWICKLUNG BEI PORSCHE

Auf den ersten Blick war es ein Kampf, wie ihn David gegen Goliath führte. Gegen die scheinbare Übermacht von Acht- und Zwölfzylindern trat Umberto Maglioli 1956 mit einem Porsche 550 Spyder an, den ein Vierzylinder-Boxermotor mit nur 1,5 Litern Hubraum beschleunigte. Der Italiener gewann das sizilianische Langstreckenrennen „Targa Florio“ auf Anhieb – der erste große Erfolg von Porsche im Motorsport. Das Geheimnis: Das Auto wog kaum mehr als 500 Kilogramm. Weil weniger Masse beschleunigt werden musste, reichte ein kleiner Motor, der als Mittelmotor zudem eine ausgeglichene Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse garantierte. Die Porsche Ingenieure hatten vor dem Rennen den ohnehin schon leichten 550er überarbeitet und einen dreidimensionalen Gitterrohrrahmen mit einer aus dem Flugzeugbau stammenden Aluminium-Außenhaut verkleidet. Das Karosseriegewicht sank dadurch um 27 auf 63 Kilogramm.

„Diese Vorgehensweise war sehr modern“, erläutert Dr. Werner Tietz, der die Aufbau-Entwicklung von Porsche in Weissach leitet. „Auch heute denken unsere Ingenieure bei jeder neuen Modellgeneration intensiv darüber nach, wie man überflüssige Pfunde einsparen kann.“ Zu erkennen ist das Ergebnis des konsequenten Leichtbaus beim neuen Porsche Boxster1, wie sein Urahn ein offener Zweisitzer mit Mittelmotor. Die neueste Generation wiegt 40 Kilogramm weniger als das 2004 präsentierte Vorgängermodell, obwohl es deutlich höhere Sicherheitsanforderungen erfüllt. Die leichte Karosserie trägt neben den überarbeiteten Motoren auch dazu bei, dass der neue Boxster besonders sparsam mit dem Kraftstoff umgeht. Die Technik dahinter: Wie sein großer Bruder, der Porsche 911, besteht der Boxster jeweils zur Hälfte aus Stahl und aus Aluminium. Diese in der Automobilbranche bahnbrechende Bauweise folgt der Erfahrung, dass jedes Material besondere Stärken hat. „Moderne Stahlsorten erlauben uns, hohe Festigkeiten auf sehr kleinem Raum darzustellen“, so Tietz. Hochfester Stahl kommt zum Beispiel beim Rahmen der Windschutzscheibe zum Einsatz und schützt dort die Insassen im Fall eines Überschlags des Fahrzeugs. Aluminium hingegen besticht durch sein niedriges spezifisches Gewicht. Außerdem können mit Gussteilen aus dem Leichtmetall sehr komplexe Formen realisiert werden. So ist beim neuen Boxster im hinteren Seitenrahmen ein großflächiges Aluminiumbauteil integriert, das nicht nur zwei Kilogramm leichter ist als die Stahlvariante im Vorgänger, sondern auch sechs Einzelbauteile, und damit entsprechend viele Bearbeitungsschritte in der Produktion ersetzt.

Tietz arbeitet mit seinem Team längst an der nächsten Fahrzeuggeneration. Um weitere 30 Kilogramm will er das Gewicht der Karosserie reduzieren, Magnesium soll dabei eine wichtige Rolle spielen. „Das ist wie im Rennsport: Wer stehenbleibt, fällt zurück.“

Der Porsche Boxster (Grafik)

AUTOR Johannes Winterhagen

FOTOGRAF Rüdiger Nehmzow

WEITERE INFORMATIONEN www.porsche.de  

1 Porsche Boxster Kraftstoffverbrauch in l/100 km kombiniert von 8,8 bis 7,7; CO2-Emissionen in g/km kombiniert von 206 bis 180.

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