MOMENTAUFNAHME
Schönheit und Erhabenheit.

HINGABE // BERNAR VENET, 71,
FRANZÖSISCHER BILDHAUER

Es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen, diese Begegnung an einem Sommertag 2009 in Berlin. Sie sollte meiner Vorstellung dessen, was gemeinhin als „Supercar“ bezeichnet wird, eine völlig neue Facette geben.

Zunächst sah ich nur eine Menschentraube, die sich um ein Schaufenster in der Straße „Unter den Linden“ drängte. Ich schob mich durch die Menge und sah ein Objekt, das mich auf der Stelle faszinierte: die perfekte Verkörperung des Außergewöhnlichen. Schönheit, Erhabenheit, aus Aluminium und Carbon geformt. 1.001 PS, 16 Zylinder, vier Turbolader, über 400 Kilometer pro Stunde schnell. Atemberaubend.

Zwei Jahre später kam Bugatti mit der Idee auf mich zu, ein „automobiles Kunstwerk“ zu gestalten. Sofort hatte ich meine erste Begegnung mit dem Bugatti Veyron vor Augen. Es schien mir unmöglich, dieser perfekten Form etwas hinzuzufügen: „Man bemalt doch auch keine Skulptur von Michelangelo!“ Aber dann packte mich die Idee, die Konstruktionspläne des Veyron auf seiner Karosserie abzubilden. Mein Interesse für Gleichungen und wissenschaftliche Formeln war geweckt. Ich verstand diese außergewöhnliche künstlerische Herausforderung als Verkörperung meiner außergewöhnlichen Faszination für dieses Automobil. Alle meine Skulpturen und Gemälde nehmen auf nichts anderes Bezug als auf sich selbst. Wie das Design des Bugatti Veyron.

In der Zusammenarbeit erlebte ich die hohen Ansprüche des Teams bei Bugatti. Ich entdeckte, welche Hingabe und technisches Wissen nötig sind, um mathematische Formeln auf die Karosserie eines Automobils aufzubringen. Die Formeln wurden als Stickereien im Interieur fortgeführt. Das Ergebnis gleicht einem Werk der Haute Couture.

Dank dieser ersten Begegnung mit dem Bugatti Veyron in Berlin habe ich überhaupt den Mut gehabt, mich auf dieses künstlerische Experiment einzulassen. Diese Begegnung war nur ein kurzer Augenblick in meinem Leben. Aber entstanden ist daraus eine Faszination, ja, eine persönliche Leidenschaft für Bugatti.

FOTOGRAF Andreas Mühe

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