Der BUS.

Der Bulli ist nicht einfach irgendein Fahrzeug. Der Bulli ist Kult, eine Legende auf vier Rädern. Gebaut werden die Volkswagen Transporter seit 1954 in Hannover. Dort bringt auch die Bulli-Werkstatt Oldtimer wieder zum Strahlen. Und ihre Eigentümer ebenso.

VW-Bulli auf der Hebebühne (Foto)

„Ein auf diese Weise restaurierter Bulli ist so gut wie neu und fährt noch mal 40 bis 50 Jahre.“

MARIO PETRUSSO, SENIOR EXPERT VOLKSWAGEN NUTZFAHRZEUGE

Mario Petrusso, Senior Expert Volkswagen Nutzfahrzeuge (Foto)
Die Bulli-Werkstatt in Hannover (Foto)

„Der ist wieder picobello“, freut sich Mario Petrusso. Liebevoll streicht er über das auf Hochglanz polierte Volkswagen Emblem und die feinen Chromringe der Blinker des in Rot und Weiß lackierten Bullis aus den fünfziger Jahren. Der Werkstattleiter bei Volkswagen Nutzfahrzeuge besteht geradezu darauf, dass die Besucher einsteigen und die Innenausstattung mit den cremefarbenen Sitzen und der rot lackierten Armaturentafel genau inspizieren. Der T1 ist mit Originalteilen so perfekt restauriert als käme er frisch vom Fließband. „Wir haben mit viel Liebe an jedem Detail gearbeitet. Jetzt, da er fertig hier in der Halle steht, sind wir alle richtig glücklich.“

T1? Was nach Flughafen-Terminal klingt, ist die offizielle Bezeichnung der ersten Bulli-Generation. Er ging vor über 60 Jahren an den Start und lief ab 1956 in Hannover millionenfach als Pritschenwagen, Lieferwagen und Kleinbus vom Band. Heute wird bei Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover bereits die fünfte Generation des Allrounders gefertigt.

Der Bulli begleitet Petrusso schon seit 1973, als er bei Volkswagen seine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechaniker machte. Genau 35 Jahre später wurde bei Volkswagen Nutzfahrzeuge eine eigene Oldtimer-Sparte gegründet – und der Bulli gewissermaßen wieder nach Hause geholt. Inspiration dafür war nicht zuletzt das „1. Internationale VW-Bus-Treffen“ 2007 auf dem Expo-Gelände in Hannover. Es kamen 8.000 Busse und mehr als 60.000 Fans. Einschließlich der englischen Rockband The Who, deren Hit „The Magic Bus“ von der Liebe des Gitarristen Pete Townsend zum Bulli zeugt. Der Bulli ist und bleibt eben Kult.

Über 100 funktionsfähige Fahrzeuge vom T1 bis zum T4 betreuen die Experten in Hannover heute. Gefragt ist vor allem Handarbeit. „Zu Beginn haben wir vieles nachgebaut, weil uns die Originalteile fehlten.“ Selbst ein massiver Rammschutz wurde von Hand rekonstruiert – anhand einer Zeichnung. Für eine Vollrestaurierung werden die Fahrzeuge komplett zerlegt, abgesäuert, mit neuen Blechen versehen, die teilweise in Handarbeit auf der Blechbiegebank entstehen, in einem Tauchbad grundiert, versiegelt und pulverbeschichtet. Ein enormer Aufwand. Doch Petrusso versichert: „Ein auf diese Weise restaurierter Bulli ist so gut wie neu und fährt noch mal 40 bis 50 Jahre.“

Sammelte und restaurierte das Werkstatt-Team zunächst nur konzerneigene Oldtimer, können seit Frühjahr 2012 auch andere Bulli-Besitzer ihre Schmuckstücke in Pflege geben. Sogar aus Kanada und Japan kommen heute Kundenaufträge – und die restaurierungsbedürftigen Bullis im See-Container gleich hinterher.

Der Werkstattleiter kontrolliert akribisch den Fortschritt bei all seinen Schützlingen. „Wir dokumentieren jeden Arbeitsschritt mit der Kamera. Jedes Detail wird beschrieben“, erklärt der 55-Jährige. Wenn der Kunde sein Fahrzeug abholt, übergibt Petrusso ihm eine ausführliche Dokumentation, in der alle Restaurationsstufen festgehalten sind.

Petrusso geht durch die Reihen der Bullis jeglicher Couleur und Bauart, vorbei an vielen Regalmetern, gut gefüllt mit Ersatzteilen. Volkswagen Classic Parts in Wolfsburg unterstützt die Bulli-Werkstatt mit Originalteilen. „Nach manchem Teil haben wir lange gesucht.“ Beispielsweise nach neuen Rahmen für die ausstellbaren Frontscheiben eines T1 Samba. Fündig wurde Petrusso schließlich bei einem Bulli-Sammler in den USA. Der hat versprochen, demnächst in Hannover vorbeizuschauen.

Der Bulli (Grafik)

AUTOR Jo Clahsen

FOTOGRAF Kai-Uwe Knoth

WEITERE INFORMATIONEN www.volkswagen-nutzfahrzeuge.de 

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